Willkommen im Richelsdorfer Gebirge


Das Richelsdorfer Gebirge ist ein Mittelgebirge das in Hessen und Thüringen liegt, und relativ unbekannt ist.
Als nördliche Abgrenzung des Richelsdorfer Gebirges kann die A44 zwischen Sontra und Herleshausen betrachtet werden, im Osten die A4 zwischen Herleshausen und deren Anschluss-Stelle Wildeck-Hönebach, im Süden mit der Ulfe, und im Westen wird das Gebirge von der B27 begrenzt.
Der Bergbau im Richelsdorfer Gebirge ist urkundlich seit dem Jahre 1460 geschichtlich nachgewiesen. Es wurde nach Kupfer, Schwerspat und Kobalt und gegraben. Auch heute noch gibt es viele Zeitzeugen des einst so großen Bergbau.
 

 

Das Rotliegende des Richelsdorfer Gebirges wird von Gängen durchzogen, in denen die nestartigen Kobalt- und Nickelerze auftreten. Einige dieser Gänge führten zum überwiegenden Teil Schwerspat, der bekannteste von diesen ist der Martlingeröder Gang. Er wurde von 1869-1951 durch die Grube Münden abgebaut und hat über 0,7 Millionen Tonnen Schwerspat geliefert. Benachbarte Gänge standen bis 1967 im Abbau. Seitdem ruht der Bergbau im Richelsdorfer Gebirge. Im späten Mittelalter und der Neuzeit war das Richelsdorfer Gebirge die bedeutendste Kupferbergbauregion Hessens. Zwischen Sontra und Bebra-Iba, Cornberg und Nentershausen-Bauhaus liegen zahllose Pingenfelder, Schachthalden und Stollenmundlöcher sowie Standorte ehemaliger Kupferhütten, in denen der Geschichtsüberlieferung zufolge seit dem Jahr 1460 - Kupferschiefer verhüttet worden ist.
Zeitzeugen von und bei der Friedrichshütte, die ich bei meinem letzten Besuch gefunden habe, die Mineralien sind direkt bei der Hütte zu sehen.

 

 

Am Türsturz des ehemaligen Verwaltungsgebäude, wie mir bekannt das einzige Gebäude aus der Vergangenheit der Friedrichshütte das heute noch steht und an verschiedenen Stellen im Gelände kann man noch die Initialien F(ridericus) R(ex) 1732 von Friedrich 1. Landgraf von Hessen und zugleich König von Schweden finden.
In dem Verwaltungsgebäude war früher einmal eine Wirtschaft untergebracht, in der man schön im Freien sitzen konnte. Bei meinem letzten Besuch wie zu sehen war diese leider geschlossen.

 

 

In den 30er und 40er Jahren dieses Jahrhunderts wurde durch den Einsatz von 75 Mio RM der Kupferschieferbergbau im Richelsdorfer Gebirge, der lange Zeit geruht hatte, wieder in Gang gesetzt. Die Notwendigkeit, eigene Vorräte verwenden zu müssen, trieb die Reichsregierung dazu, aktiv zu werden. Kupfereinfuhren wurden durch die Kriegsgegner blockiert.

Besonders der Reichenbergschacht, 1934 geteuft, oberhalb von Dens gelegen, bot ergiebige Kupfererzlager, 1400 t wurden pro Schicht aus dem Berg geholt. Probleme gab es aber immer mit dem Wasser. Pumpen mussten ständig Wasser aus den Schächten und Stollen pumpen, um ein Arbeiten zu ermöglichen. Die geologische Situation des Richelsdorfer Gebirges erforderte den Einsatz gut funktionierender Pumpanlagen. 

 

 

Das Teufen der Schächte veränderte die natürlichen Wasserverhältnisse. Bäche wurden trocken, Quellen versiegten und auch der Denser See wurde vorübergehend ein Schlammloch. Als Ausgleich für die unterbrochene Wasserversorgung wurde das Gruppenwasserwerk in Breitau gebaut. Die dortige ergiebige Karstquelle schüttet genügend Wasser für eine große Anzahl von Gemeinden in der näheren Umgebung. Zur Verhüttung des Kupfererzes wurde auf dem Brodberg bei Sontra eine Hochofenanlage gebaut. Diese wurde jedoch 1947 auf die Demontageliste gesetzt und nach Jugoslawien abtransportiert. 1950 montierte man 2 neue Hochöfen. Diese verarbeiteten das Erz aus den Schächten Schnepfenbusch bei Bauhaus, Wolfsberg bei Iba und dem Reichenbergschacht bei Dens. Die längste Seilbahn Europas verband diese Schächte mit dem Brodberg. 

 

 

Dann kam die Schicksalstunde des Reichenbergschachtes. Es war der 26. Nov. 1950. 68 Kumpel waren in den Schacht eingefahren und strebten ihren Arbeitsplätzen zu. Plötzlich hörten sie ein fremdartiges Geräusch. Einem Poltern folgte ein Rauschen. Wassereinbruch! Aus der 2. Sohle Nord strömte das Wasser mit solcher Wucht, dass Förderwagen fortgeschwemmt wurden und die tiefsten Stellen der 385 Meter Sohle in kürzester Zeit absoffen. Die meisten der 68 Kumpel konnten sich sofort retten. Vier aber, Franz Brandl, Heinrich Meier, Bernd Milotta aus Nentershausen und Karl Stralek aus Cornberg waren gefährdet. Diese vier wurden durch Franz Brandl unter Einsatz seines Lebens gerettet. Für diese Tat verlieh ihm der damalige Bundespräsident, Professor Theodor Heuss, das erste Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 

 

 

Die Hiobsbotschaft über den abgesoffenen Schacht verbreitet sich schnell im Richelsdorfer Gebirge. Die Bevölkerung war schockiert, verlor doch eine große Anzahl Menschen ihren Arbeit. Die weniger ergiebigen Schachtanlagen Wolfsberg und Schnepfenbusch sollten noch bis 1955 arbeiten. Trotz finanzieller Zuschüsse konnte die Kurhessenhütte aber nicht mit den Weltmarktpreisen für Kupfer mithalten. 

 

 

Am 31. März 1955 um 14.15 Uhr wurde Schnepfenbusch geschlossen, und am 27. Oktober 1955 kam das endgültige Aus des Kupferschieferbergbaus im Richelsdorfer Gebirge mit der Stilllegung des Schachtes Wolfsberg. Die Entscheidung fiel in Bonn, und dort wurde auch beschlossen, die Anlagen auf dem Brodberg, Reichenberg, Schnepfenbusch und Wolfsberg abzubauen und zu verkaufen. Das Wahrzeichen des Kupferschieferbergbaus, der Förderturm auf dem Reichenberg und die längste Seilbahn Europas wurden abgebaut und als Schrott verkauft.


Schriftliches zusammengestellt aus verschiedenen Berichten aus dem WWW, Bilder alle selbst vor Ort bei meinen Excursionen erstellt

 

 

Auch in den alten Bergbaustädtchen im Richelsdorfer Gebirge trifft man immer wieder auf die Zeitzeugen längst vergangener Zeiten.

 

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